Urkundgrat und Wildspitze

Erstellt am: 20.07.2011
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Tourentyp:   Hochtour
Tourenlänge:   3 Tage
Schwierigkeit:     nicht ganz einfach bei winterlichen Verhältnissen
Karte:   Alpenvereinskarte 30/6 Wildspitze
Region:   Ötztaler Alpen
Hütten:   Breslauer Hütte 2844 m
Gipfel:  Wildes Männle 3019 m, Urkondkolm 3140 m, Ötztaler Urkund 3556 m, Wildspitze 3770 m

Tourenplaner:   Tscharly
Teilnehmer:  Birgit, Christa, Luke, Alfred, Helmut, Franz, Adolf
Tourentermin:     01. bis 03. Juli 2011
Besonderheiten:  Urkundgrat im Juli verschneit, Wildspitze ohne Fernsicht








Erster Tag: Anfahrt und Hüttenzustieg

Beim Kreuzerwirt überreden wir Franz mit auf die Wildspitze zu gehen. Schließlich willigt er ein. Das ist auch gut so. Sein Sohn hat einen VW-Bus. So kann Franz fahren und wir haben alle Platz. Früh morgens laden wir den Bus voll. Ein Kasten Fuchsbeck muss auch mit. Wir wollen ja nicht auf 6000 m wie der Härtel.

Franz steuert das Gerät sicher nach Vent 1900 m. Hier ist unser Startpunkt. Die Münchner Mädels Christa und Birgit sind schon da. Wir besorgen uns Liftkarten. Bei dem Sauwetter ersparen wir uns den Aufstieg über die Schipiste nach Stablein 2356 m. Unten in Vent regnet es, oben in Stablein beim Ausstieg schneit es. Und das im Juli. Aber Schnee ist besser als Regen. In gut einer Stunde erreichen wir die Breslauer Hütte 2844 m.

Wir machen Quartier und beziehen unser Lager, wie immer im obersten Stockwerk. Hier ist auch ein super Lüftungsgerät eingebaut, unten für die WC´s. Der Franz hat daran zwei Nächte lang eine große Freude. Er ist halt ein begeisteter Techniker.

Doch unten in der Wirtsstube hört man "Gott sei Dank" nix von dem Gerät. Wir sitzen bis nach 11.00 Uhr und beraten uns. Draussen schneit es sachte vor sich hin. Ob morgen die Wildspitze über den Urkundgrat gehen wird das steht in den Sternen, die man nicht sieht.




Zweiter Tag: Urkundkolm - Urkundgrat - Ötztaler Urkund

Wir stehen mit den Normalweg-Wildspitzaspiranten auf. In der Frühstücksschlange sind wir fast die Letzten. Doch das macht nix. Draussen ist es noch bewölkt. Nachts hat es noch leicht geschneit, die Bierbänke vor der Hütte sind weiß. Erst nach dem Frühstück entscheiden wir uns den Urkundgrat doch zu gehen.

Im Süden und Westen zeigt sich inzwischen blauer Himmel. So wollen wir es versuchen, trotz Schneeauflage. Wir folgen dem Normalweg zur Wildspitze, schon nach nicht mal 10 Minuten gehts rechts weg zum Urkundkolm. Dem Wegweiser folgend steigen wir in leichtem Gelände auf zum Ötztaler Urkundkolm 3140 m. Es liegt zwar etwas Schnee, doch dieses Gelände kann man leicht gehen. Die Sonne hat sich durchgesetzt und wir haben bestes Wetter. Auf dem Gipfelchen verweilen wir nur kurz.




Nach dem Urkundkolm geht´s leicht bergab bevor sich der Aufschwung zum Urkundgrat in den Weg stellt. Wir legen die Gurte an. Hier kann man das bequem machen. Es stellt sich heraus das Christa ihren Gurt im Auto unten hat. Das ist Pech, ich schlage vor aus Bandschlingen einen Behelfsgurt zu machen, doch Christa will absteigen. So soll es sein, in dem Gelände ist das noch zu verantworten. Wir verabschieden uns und weiter geht´s.

Das ist eine Sommertour im Juli, man kann es kaum glauben.


Nach kurzen Wegfindungsproblemen steigen wir weiter auf. Bald legen wir die Steigeisen an. Nur selten finden wir Steinmännchen. Abwechselnd in Schnee und Felsgelände kraxeln wir nach oben. Es dauert einige Zeit bis wir den Hauptgrat erreichen.






Der Grat ist manchmal ziemlich ausgesetzt. Auch kurze Schneegrate sind zu überwinden. Auf einem reite und krieche ich drüber.




Ohne Schnee ist es möglicherweise leichter.



Dann kommt die dreier Stelle. Hier seile ich an. Ich kann nicht genau sehen wie es weiter geht. Mit den Steigeisen ist das doch ein bißchen ein gekratze. Doch auch da kommen wir drüber. Diese Stelle kostet uns Zeit. Danach seilen wir wieder aus. Nun ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Den Ötztaler Urkund 3556 m haben wir um 10.30 Uhr erreicht.

Hier steht zwar kein Gipfelkreuz aber das macht nix. Wir machen eben selbst eins.







Danach müssen wir eine Schneeflanke runter. Der Adolf geht voraus. Dann kommt noch ein kleiner Schneegrat, bevor wir auf den Gletschersattel zwischen Ötztaler Urkund und der Wildspitze kommen.

Die Sicht hat sich inzwischen verschlechtert, es ist noch vor 12.00 Uhr. Ich weiß aber nicht genau wie es auf die Wildspitze weiter geht. Inzwischen wissen wir, wir hätten direkt geradeaus durchsteigen müssen. Doch wir brechen hier, etwa 250 HM unter dem Gipfel ab. Die Wildspitze müssen wir vertagen. Vielleicht klappt´s ja morgen

Wir seilen wieder an und steigen nach rechts über den Rofenkarferner ab. Wir kommen an zwei großen Gletscherspalten vorbei. Hier machen angehende Bergführer ihre Abschlussprüfung im Eiskurs. Unten steigen wir aus dem Gletscher aus. Das Seil packen wir weg.

Kurz darauf teilt sich unsere Mannschaft. Nicht alle wollen noch auf´s Wilde Männle.


Wildes Männle - Zugabe

Adolf, Helmut, Luke und ich steigen über den Rofenkarsteig noch auf´s Wilde Männle. Die anderen wandern derweil schon zurück. Wir haben nur noch wenige Aufstiegshöhenmeter. Im Rofenkarsteig hängen zwar ein paar Drahtseile, ein Klettersteig ist es aber nicht. Vom Gipfel des Wilden Männle´s 3019 m kann man nach Vent runter sehen.

Unsere Bus ist noch da.

Über einen Pfad steigen wir auf der anderen Seite ab. Rechtshaltend müssen wir über Gegenanstiege zu unserer Hütte zusteigen. Kurz vor 15.00 Uht erreichen auch wir die Hütte.

Früh genug für den Hüttenabend.

So sind Hochtouren eben. Früh weg - Früh da.

Übrigens: Heute ist vor und nach uns keiner über den Urkundgrat gegegangen.


Es folgt: EIN LANGER HÜTTENABEND

Vom Hüttenabend gibt es keine Bilder. Ich glaub das ist auch gut so. Die Bergführer haben ihre Prüfung bestanden. Bis auf einen. Der muss eine Nachprüfung machen. Der hat Geburtstag und muss deshalb trotzdem zahlen. Der Luke und ich geraten dazwischen. Eigentlich wollten wir ins Lager. Doch wir lassen uns nach langem "Hin und Her" breitschlagen. Wir trinken einen Schnaps mit. Es wird ziemlich spät für eine Wildspitze morgen.

Dritter Tag: Wildspitze auf dem Normalweg

Trotz des langen Hüttenabends stehen wir pünktlich auf. Der Wetterbericht hat für heute eigentlich nicht schlecht gemeldet. Nach dem Frühstück brechen wir um 5.45 Uhr auf. Wir wollen auf dem Normalweg zur Wildspitze. Hier sind heute einige Seilschaften unterwegs, im Gegensatz zu gestern.

Unter starkem und kaltem Gegenwind ziehen wir dem Mitterkarferner entgegen. Vor dem Talschluß wenden wir uns auf dem Ferner nach rechts und steigen Richtung Mitterkar auf. Bevor es steil wird, legen wir den Gurt und die Steigeisen an. Wir gehen aber Seilfrei weiter. Spalten gibt es hier keine. Wir entscheiden uns rechts die Schneerinnenvariante zu wählen. Oben steilt die Rinne noch mal auf. "Bestimmt 46 Grad", sagt Helmut.




Weg zum Mitterkarjoch








Im Mitterkar Joch 3468 m angekommen betreten wir auf der anderen Seite den Taschachferner der zur Wildspitze rauf führt. Hier seilen wir in zwei Mannschaften an. In einem Bogen geht's nicht sehr steil der Wildspitze entgegen. Vom Wind merken wir hier nur wenig. Erst als wir oben in den Sattel, rechts neben der Wildspitze, kommen wird der Wind wieder wilder.





Die letzten Meter zum Gipfel







Auf dem felsdurchsetztem Schlussgrat zieht es ganz schön. Die letzten Meter sind im Fels zu überwinden. Dann erreichen wir den zugigen Gipfel der Wildspitze 3770 m. Wir müssen aufpassen dass es uns nicht runter weht. Die Sicht ist nicht berauschend. Wir können gerade mal so das letzte Stück des Urkundgrates erkennen den wir gestern bei besserem Wetter gegangen sind. Nach ein paar schnellen Fotos verlassen wir den Gipfel wieder.

Gipfel Auf- und Abstieg








Der Abstieg ist auch angeraten. Es wollen hier ja noch mehr rauf. Wir hatten noch Glück. Nach uns kommen ganze Horden. Unten auf dem Gletscher angekommen, steigen wir schnell wieder ab um aus dem Wind zu kommen.

Beim Mitterkarjoch entscheide ich mich für den Felsabstieg. Von oben gesehen rechts neben der Schneerinne. Notfalls wollen wir abseilen. Doch es stellt sich heraus, dass inzwischen ein kompletter Klettersteig (Bild links) mit durchgehendem Drahtseil eingebaut ist. Das war vor 4 Jahren noch nicht der Fall. Da haben wir im Januar hier abgeseilt. Heute können wir uns die Abseilerei sparen und kraxeln den Klettersteig runter.

Unten auf dem Ferner angekommen seilen wir aus. Der Rückweg zur Hütte ist nun nur noch Hatscherei. Ziemlich genau um 12.00 Uhr erreichen wir die Breslauer Hütte. Wir machen noch kurz Mittagspause bevor wir nach Stablein absteigen und mit dem Lift runterfahren.

Der Franz kutschiert uns wieder sicher nach Sulzbach. Eine tolle Sache so ein Bus, das machen wir jetzt immer so. Das Fahrgeld zahl ich gern.

Weitere Infos gibt es   hier