11. Tag - Mittwoch 27. August

Vent 1895 m - Tisenhof 1814 m

Grenzübertritt nach Italien - Südtirol

Kompass-Karte:    43/52 Ötztaler Alpen/Vinschgau
Übergänge:   Niederjoch 3019 m (bei der Similaunhütte) 
Hütten:   Martin-Busch-Haus 2501 m, Similaunhütte 3019 m, Tisenhof 1814 m
Täler:   Schnalstal
Schwierigkeit:     Leicht
Bemerkung:   Wir kommen inīs Vinschgau
Losgegangen:   8.00 Uhr    Angekommen:   16.00 Uhr  
Gesamtzeit:   8 h    Gehzeit:   5 h 30 min
Aufstieg:   1123 m  Abstieg:   1205 m
Tiefster Punkt:     1814 m  Höchster Punkt:    3019 m

Höhenprofil



Tagesbericht

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet sammeln wir unsere "Sieben Sachen " zusammen. Draußen verabschieden wir uns von Gerti, die uns die letzten 5 Tage begleitet hat. Auch der Franz muss wieder heimfahren, so kann er Gerti mit nach Umhausen nehmen. Das ist ganz gut so, denn Gerti nimmt ja unsere 6 Satz Steigeisen und meinen Pickel mit nach Hause. Die werden wir ja hoffentlich nicht mehr brauchen. Heute geht's ja auf in den sonnigen Süden nach Italien.

Zum Martin-Busch-Haus

Der Abschied ist kurz und wir verlassen Vent in südlicher Richtung. Zuerst einen kleinen Skihang hoch und dann flach rein ins Niedertal. Ein letzter Blick zurück zeigt uns dass weiter im Norden die Bewölkung dichter ist. Also nix wie weg. Auf einem guten Weg wandern wir nur leicht ansteigend dem Martin-Busch-Haus entgegen. Links unten ist das Tal enger, der Niederbach schlängelt sich Richtung Vent vor. Wir sind nicht alleine, einige Gruppen sind in die gleiche Richtung unterwegs. Die meisten werden wieder E5-Wanderer sein. Vor uns sehen wir die Marzellspitzen 3528 m und den Similaun 3597 m auftauchen. Um 10.00 Uhr erreichen wir bei sonnigem Wetter das Martin-Busch-Haus 2501 m. Auf der Terrasse ist schon ganz schön Betrieb. Wir setzen uns dazu und genießen die Aussicht. Erst um 11.00 Uhr brechen wir wieder auf. Hinter der Hütte geht's nun etwas steiler weiter in südliche Richtung.

Zur Similaunhütte

wir tragen eine Frau über den Fluss

Nach kurzer Zeit stoßen wir auf ein älteres Paar. Von rechts oben kommt ein kleiner Bach den Hang runter. Der muss überquert werden. Es liegt aber nur ein schmaler Balken über das Flussbett, ohne Geländer. Der Herr ist schon drüben, seine Frau traut sich aber nicht auf den wackligen Balken. Ich geh zu der Frau und nehme sie bei der einen Hand. Ihr Mann kommt noch mal rüber und nimmt ihre andere Hand. Bevor sie überlegen kann marschieren wir zu dritt los. Schwupp die Wupp sind wir über dem gefährlichen Wasser drüber. Die älteren Herrschaften sind sichtlich froh das Hindernis überwunden zu haben. Nach der Rettungsaktion steigen wir weiter zur Similaunhütte auf.

Früher führte der Weg über den Gletscher rauf zur Hütte. Bedingt durch den Gletscherrückgang hat man inzwischen den Weg rechts neben den Gletscher verlegt. Das letzte Stück unterhalb der Hütte ist noch etwas unwegsam, stellt aber kein Problem dar. Als wir um 12.45 Uhr die Similaunhütte 3019 m erreichen sind die Sonne und die Sicht leider weg. Nicht nur im Norden ist das Wetter schlechter geworden, auch von Süden sind Wolken aufgezogen. Wir setzen uns also rein in die Hütte. Da ist es wärmer, wir sind schließlich über 3000 m. Die Similaunhütte steht direkt in einem Sattel, dem Niederjoch, und auf der Grenze zwischen Österreich und Italien (Südtirol).



Als wir nach der Pause die Hütte verlassen steigen wir auf der Südseite ab. Jetzt sind wir schon in Südtirol, trotzdem ziehen noch Wolken rum. Nach einer viertel Stunde Abstieg kommen wir an einem Trupp Wegmacher vorbei. Ich glaube hier wird Zweispurig mit Überholspur ausgebaut. Nicht ohne Grund, hier ist einiger Betrieb. Die Sicht wird wieder besser. Der Vernagt-Stausee kommt in Sicht. Zu diesem müssen wir heute noch runter. Auf 2450 m machen wir bei einem steinernen Schafunterstand noch mal Rast. Das Wetter hat sich wieder gebessert, wir sind ja auch im sonnigen Süden. Wir bleiben eine ganze Weile sitzen. Vor 16.00 Uhr dürfen wir nicht am Ziel sein. Christa will sonst morgen eine Stunde später aufstehen. Trotzdem, irgendwann wird es uns langweilig und wir steigen weiter ab. Ein super Blick auf den Vernagt-Stausee im Schnalstal tut sich auf.

Eine Almwirtschaft oberhalb des Sees kommt ins Blickfeld.

Ully ist begeistert.
"Hier will ich übernachten, da geh ich nicht vorbei, da bleiben wir."


Ich habe aber schon gestern für einen Tisenhof reserviert, da müssen wir übernachten. Als wir bei der schönen Almwirtschaft ankommen entpuppt sich diese glücklicherweise als unser Tisenhof 1814 m. Es ist 5 Minuten vor 16.00 Uhr als Christa ankommt, gerade noch mal gut gegangen. Christa verspricht auch morgen wieder mit aufzustehen, die 5 Minuten vergisst sie großzügig. Alle sind zufrieden auf der schönen, toll gelegenen Hütte, übernachten zu können. Vom Balkon aus haben wir einen wunderbaren Blick auf den Stausee und die Ortschaft Vernagt. Vorab nehmen wir eine kleine Brotzeit und einen(zwei) Liter Rotwein. Nix mehr Bier, jetzt sind wir in Südtirol.
Hier gibt's Rotwein und Vinschgerl. Die Brotzeit schmeckt super.

Später kommt noch ein einheimischer Gast, mit dem wir uns unterhalten. Als wir von der "Bella Vista" reden berichtigt uns der Südtiroler: Da sagen wir "Schöne Aussicht" dazu. Soll mir recht sein, ich kann sowieso fast nix auf Italienisch.
Dann erzählt er uns noch die Geschichte von den Schafen: Im Frühling werden die Südtiroler Schafe über das Niederjoch bei der Similaunhütte getrieben. Sie verbringen den Sommer in Österreich, das ist ein altes noch gültiges Recht. Es kommen momentan bis zu 2000 Schafe zusammen. Das Meiste waren 2400 Stück. Doch das ist auch das Maximal mögliche, sagt er. Da kommen schon manche mit abgefressenen Ohren zurück weil das Futter nicht reicht. Früher wurden 2 Hirten mit rüber geschickt, heute macht das einer.
Im Herbst (13. September) wenn die Schafe wieder zurückkommen werden sie hier im Schnalstal getrennt. Ein Teil gehört hier her, der Rest muss noch weiter überīs Taschenjöchl nach Schlanders. Da müssen wir morgen auch hin. Ein paar Tage können die Schafe hier weiden um den nächsten Übergang gut zu überstehen. Oben gibtīs im September nicht mehr genug zu fressen, sagt er uns.

Abends sitzen wir in der guten Stube, alles sehr rustikal aber gemütlich. Auch unser Schlafgemach ist rustikal. Über eine Stiege geht's nach oben in eine alte Schlafkammer mit Waschschüssel und Nachttopf.

Wir sind die einzigen Übernachtungsgäste. Hier führt zwar noch der E5 vorbei, da es aber die letzte Etappe ist wird hier höchstens noch mal eingekehrt. Danach steigen alle zur nahen Straße ab und fahren mit dem Bus nach Meran. Von wegen: "Weitwandern von Oberstdorf nach Meran", ein guter Teil der Strecke wird gefahren.

In der "guten Stube"





Die Schlafkammer



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